Am Freitag, den 27. Januar 2023 feierte die Besamungs- und ET-Station in Georgsheil ihr 75-jähriges Jubiläum und ist somit eine der ältesten von noch 21 bestehenden Rinderbesamungsstationen in Deutschland. Sie wurde am 27.1.1948 als Besamungsverein Brookmerland von fortschrittlichen Landwirten im Brookmerlander Hof in Georgsheil gegründet, aus dem dann am 31.12.51 die Besamungsgenossenschaft Georgsheil entstand. Die Förderer der Besamung sahen die Vorteile darin, dass auch kleinere Betriebe die besten Bullen nutzen konnten. Vor allem wurde die künstliche Besamung als Mittel gegen die damals grassierenden Deckseuchen angesehen, da sie die Infektionskette unterbricht und somit auch die Gesundheit der Kühe verbessert.
Fusion von VOST und Brookmerlander Besamungsgenossenschaft in den 50er Jahren
In den ersten Jahren musste die künstliche Besamung aber gegen starke Vorbehalte der traditionellen Züchterschaft, die durch den Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST) vertreten wurde, ankämpfen. Dort sah man Probleme mit der Inzucht, der Konzentration auf nur wenige Kuhstämme und nicht zuletzt durch sinkende Absatzmärkte für Deckbullen. Aber bereits Mitte der 50er Jahre kam es durch personelle Verflechtungen zwischen der Besamungs-genossenschaft und dem VOST zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Besamungsstation und Zuchtverband, die dann am 1.12.1970 in der Fusion der beiden Organisationen endete.
Kontinuierlicher Fortschritt
Die Station hat dann über die Jahrzehnte viele Fortschritte in technischer und züchterischer Hinsicht erlebt. So war es ein Meilenstein, dass seit Mitte der 60er Jahre das Tiefgefrieren von Samenportionen möglich wurde, was die Lagerung und den Austausch von Genmaterial erleichterte. Weiterhin ergaben sich ab 1971 durch den Bau eines Wartestalles für 56 Bullen neue züchterische Möglichkeiten. Die Bullen standen jetzt nach einem erfolgreichen Testeinsatz für eine weitere Spermaproduktion für den breiten Wiedereinsatz zur Verfügung.
1987 wurde dann die Embryotransferstation (ET-Station) gegründet. Mit dem Embryotransfer konnten die Züchter ihre besten Kühe stärker vermehren und somit das VOST-Zuchtprogramm intensivieren. Inzwischen stammt der größte Teil der Georgsheiler Bullen aus ET. Es werden jährlich ca. 280 Embryonengewinnungen und 2000 Embryonenübertragungen durchführt.
In Spitzenzeiten wurden jährlich 50 junge Bullen als Testbullen eingesetzt und es standen über 200 Bullen in Georgsheil. Der Spitzenbulle der 90er Jahre war Lasso, von dem über 750.000 Samenportionen weltweit verkauft wurden. Durch die genomische Zuchtwertschätzung konnte ab 2010 die Zahl der jährlich neu eingesetzten Bullen auf ca. 15 reduziert werden. Daher besteht der Bestand zurzeit aus 77 Bullen, die 11 verschiedenen Rassen angehören
Produktion von jährlich 600.000 Dosen Rindersamen
Jährlich werden von den Georgsheiler Bullen ca. 600.000 Portionen Sperma produziert. Der VOST ist stolz, dass mit dem Bullen Casino, die aktuelle Nummer 2 aller töchtergeprüften schwarzbunten Holsteinbullen in Deutschland in Georgsheil steht. Casino spiegelt auch die Veränderungen in der Holsteinzucht in den letzten Jahrzehnten wider. Ging es in den Anfängen der Station fast nur um die Steigerung der Milchleistung, steht bei der heutigen Zuchtwertschätzung die Tiergesundheit im Vordergrund. So zeichnen sich die Töchter von Casino nicht nur durch eine gute Milchleistung aus, sondern vor allem auch durch Gesundheit und Langlebigkeit.
Im VOST Zuchtgebiet werden jährlich 270.000 Besamungen durch 28 Besamungstechniker und -technikerinnen und durch Personen, die berechtigt sind, ihre eigenen Tiere zu besamen, durchgeführt. Weitere 250.000 Samenportionen gehen jährlich an andere Stationen im In- und Ausland.
Der VOST bietet über seine Station in Georgsheil mit seinen 50 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Innen- und Außendienst ein volles Servicepaket für seine Mitgliedsbetriebe, wozu auch Angebote in der Fort- und Weiterbildung zählen.
Die Basis für das Bestehen im nationalen und internationalen Wettbewerb ist sicher das gute und vielseitige Bullenangebot. Daneben hat sich die Station in Georgsheil immer offen für neue Entwicklungen gezeigt und strebt auch in Zukunft danach, ein breites Angebot an Dienstleistungen und Artikeln den Mitgliedsbetrieben zur Verfügung zu stellen, damit diese eine nachhaltige und wirtschaftliche Rinderhaltung betreiben können.
Dr. Jan Detterer, im Januar 2023